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Offroad-Lehrgang Schlepp Dich nicht ab. Lerne Fahren und Bergen.

Hier nun noch einige ganz subjektive, aber unerläßliche Tips, aus unserer Sicht. Am einfachsten stellen wir diese in Form einer nicht vollständigen Checkliste zusammen. Beachten Sie bitte, daß diese Liste für einen kleinen Trip nach Nordafrika speziell auch in den Wintermonaten gedacht ist.

Kompressor

Jeder billige Baumarktkompressor pumpt Reifen auf - einen, zwei vielleicht auch drei. Man sollte sich den Ärger sparen. Die teuren Geräte, aber auch die Kompressoren der Differentialsperren haben sich bisher als standfest erwiesen. Ganz besonders erwähnenswert sind die guten alten DDR-Kompressoren fürs Auto, von uns wegen der Geräuschkulisse liebevoll "Meckerliese" genannt. Teilweise kann man heute noch einen im Ebay kaufen. Das ist noch russische Technik, ohne jede Kalkulation der Höchsthaltbarkeitsdauer. Eines aber können die ganzen Kompessoren kaum, nämlich einen schlauchlosen Reifen ins Tiefbett der Felge drücken. Dazu muß man einen kleinen Kessel hinter den Kompressor bauen. Warum wir am liebsten schlauchlos fahren, erfahren Sie noch unter Reifenwahl.

Fahrzeugwahl

Nein, an dieser Diskussion werden wir uns nicht beteiligen. Dazu streitet man sich schon im Saharaforum und auf den anderen Plattformen. Mein Testfahrer und Freund Volker schwört auf ihre "Lordschaft" - einen alten V8 Range Rover, den er zum Preis einer neuen Windschutzscheibe erstanden hat. Und ich muß zugeben, ich treibe den V8 auch sehr gern durch die Dünen. Seine Automatik und eine endlose Höherlegung machen das KFZ zum reinen Spaßmobil. Von den über 30 Litern Verbrauch an Benzin schon vor der Wüste erwähne ich hier lieber nichts. Mein L200 ist dagegen ein wahres Sparmobil. Dank der hinteren Diffentialsperre, die meiner Meinung nach jeder Pickup im Gelände dringend braucht und einer gut gemachten Untersetzung kann mir ihre "Lordschaft" nicht ohne weiteres davon fahren. Leider klingt mein Motor dann doch hin und wieder wie ein Benziner.

Reifen

Auch hier ist man im Saharaforum sicher besser aufgehoben. Wir glauben, daß die Reifen keine gar so große Rolle spielen. Viel Profil ist im Sand sicher eher hinderlich, aber die guten alten Fulda´s mit Mud Terrain Profil haben es auch getan. Selbst Reifen mit einem Millimeter Profil, fahren sich nur unwesentlich besser. Ein wesentlicher Unterschied liegt da schon eher in der Motorenart. Mein alter Pajero V6 Benziner grub sich bei ruckartigem Gasgeben gern schnell Richtung Erdmittelpunkt. Ein Diesel geht dagegen gemütlicher los und entfaltet dann die günstigeren Kräfte.

Luft ablassen im Sand

Um nicht so schnell festzustecken, sollte man den Luftdruck der Reifen vor der Fahrt in den Dünen dringend verringern. Wir fahren mit unseren 235/85ern, also sehr hohen und schmalen Reifen, meist so um die 0,7 bar. Wann einem die Reifen wegen zu wenig Luftdruck in einer Kurve von den Felgen springen, muß man schon selbst ausprobieren. Vergessen Sie vor allem nicht, den Luftdruck auf Staßenpassagen und Wellblechpisten wieder zu erhöhen.

Idealgeschwindigkeit auf Wellblechpisten

Jedes KFZ reagiert hier anders. Der eine schwört auf 50 km/h, der andere meint, bei 80 km/h und schneller werden die Vibrationen geringer. Irgendwann kommt jedenfalls der Punkt, wo die Straße in der Kurve einfach aufhört. Man kann ewig weit driften, wenn man nicht an einer kleinen Kante ins seitliche Rollen übergeht.

Abschleppseil und Bergegurt

Abschleppseile von der Tankstelle haben nach unserer Meinung in einem 3,5 Tonnen-Fahrzeug keinen Platz. Ein Bergegurt von 18 Meter Länge oder ein 10 Tonnen-Seil hilft, aus der Entfernung und von festem Grund zu bergen und kann bei großen Lasten auch mal doppelt genommen werden. Noch etwas zu Knoten in gerissenen Gurten. Ein Bergegurt kostet richtig Geld und benötigt entsprechende Pflege. So ein Gurt sollte immer schnellstmöglich trocknen und nie mit Knoten versehen werden. Kletterer wissen, daß ein Knoten wohl nur noch die halbe Bruchlast des entsprechenden Seiles hat.

Bergen mit Winde und Seil

Eine kleine Wissenschaft für sich und uns soll es hier nur kurz um die wichtigsten Punkte gehen. Es entstehen gerade beim "Anrucken" ungeheure Kräfte. Wir hätten beinahe schon einen Freund verloren, als bei einer Bergung die Hängerkupplung zum Geschoß wurde. Nie sollte sich jemand in der Nähe des Windenseiles oder des Gurtes aufhalten. Eine Decke oder ähnliches in der Mitte über das Seil zu legen, kann schon Schlimmstes bei einem Riss vermeiden. Der Fahrer des zu bergenden Fahrzeuges ist in diesem Moment höchst gefährdet und sollte immer gegenwärtig sein, unter dem Amaturenbrett zu verschwinden. Die Bergung sollte möglichst geradlinig und in Richtung des besseren Untergrundes erfolgen. Eine Windenrolle ist schnell an nur einer Seite vollgewickelt. Wenn man Schäkel kauft, wählt man diese möglichst groß, um hohe Bruchlasten zu ermöglichen. Manch kleiner Schäkel konnte nach der Kaltverformung nie wieder aufgeschraubt werden.

Reservekanister

Das Mitführen ist natürlich Pflicht. Füllen kann man sie bei Bedarf. Man sollte natürlich wissen, wann die nächste Tanke kommt. Im letzten Urlaub habe ich mit meinem genügsamen L200 immer nur den "Wasserträger" für die anwesenden Beziner ala Cherokee und ihre "Lordschaft" gespielt.

Filter zum Tanken

Ob der Sprit in Tunesien, Algerien oder Marokko mehr Schwebeteilchen enthält, kann man lange streiten. Große Einfüllstutzen für LKW-Tanks haben das nötige Durchlassvermögen und oft einen eingebauten Feinfilter. Spätestens wenn man den Sprit aus den guten alten Wehrmachtskanistern in den Tank füllt, sollte man den Filter benutzen.

Reifenflickzeug

Wir lieben es schlauchlos, da man den Reifen bei Löchern oft nicht einmal abziehen, geschweige denn, das KFZ aufbocken muß. Es gibt prima Gummipilze mit Vulkanisiermittel im Handel. Bei normalen Löchern schiebt man nur eine Feile im Loch einige Male hin und her, hängt den Gummipilz, welcher vorher durch den Kleber gezogen wurde, in eine Ahle und stößt diese in den Reifen. Nach kürzester Zeit kann man den Reifen aufpumpen, das überstehende Stück des Pilzes außen abschneiden und weiterfahren. Unser gewerblich genutzter Transporter hat in einem Reifen inzwischen schon sieben solcher Pilze ohne Undichtigkeiten. Das Flickzeug kommt von Tip/Top und ist bei manchen Reifendiensten erhältlich. Ich glaube, unsere erste Packung haben wir bei Därr gekauft.

Schutz vor Sandstürmen

Fett kann in der Werkzeugkiste nicht schaden. In der Wüste kann es aber auch die Scheiben des edlen Offroaders retten. Wir haben es selbst noch nicht erlebt, aber ein Bekannter bekam eines schönen Tages in einem Wüstensturm Scheiben und Karosse seines KFZ kostenlos gesandstrahlt. Nach dem Heraustreten der Scheiben gaben ihm die Einheimischen den Tip, die Scheiben zukünftig bei einem Sandsturm dick mit Fett einzustreichen. So muß man zwar danach kräftig putzen, hat aber preiswert wieder freie Sicht.

Wagenheber

An meinem verplasteten L200 funktioniert der Hi-Lift leider nicht mehr so gut. Für alle mit etwas Stahl an der Stoßstange sollte das Gerät aber die erste Wahl sein. Mit einem zusätzlichen Hebel kann man damit auch Reifen ins Felgenbett drücken. Die Alternative, ein sogenannter Air-Jack, ein großer "Luftballon" mit Anschluß an den Auspuff, macht zudem regelrecht Freude beim Radwechsel. Lediglich vor scharfen Kanten und der Hitze des Auspuffs sollte man das Gerät mit einer Fußmatte schützen. Selbst beim Höherlegen des vergrabenen Geländewagens im Wüstensand kann der Air-Jack so manche Stunde des Schaufelns ersparen. Achtung - alter Wüstenfahrertrick! Wenn man den Air-Jack zum heben des alten Saugdiesels verwendet, zieht man den Schlauch vorsichtig vom Auspuff und versucht nicht in der Windrichtung zu stehen. Wir haben schon seltsam schwarze Freunde beim Herunterlassen des Fahrzeuges erzeugt.

Luftfilter und Schnorchel

Ein Schnorchel am Ansaugsystem hat drei wichtige Vorteile. (1) Er outet jeden als hartgesottenen Offroader. (2) Wenn Wasser über die Motorhaube schwappt und man im KFZ nasse Füsse bekommt, kann er ein schnelles Ende für den Motor verhindern. (3) Mit einem Zyklonfilter kann er sogar feinen Wüstensand vom Motor fernhalten. Wer sich einen Wüstenurlaub öfter leisten kann, sollte sich so einen Schnorchel mit Zyklonfilter zulegen. In meinem L 200 hat Mitusbishi schon werkseitig eine Art Zyklonvorstufe eingebaut. Man muß hier nur noch den Papierfilter gegen einen auswaschbaren K&N Luftfilter tauschen und hat somit für immer Ruhe.

Dachgepäckträger

Man kauft hier besser nur ordentliche Schwerlastträger aus der Transporterbranche oder ein Teil mit möglichst vielen Füßen bei einem Ausstatter wie Därr. Für alle L 200 Fahrer: Der Originaldachgepäckträger von Mitsubishi ist die allerletzte Wahl, da er sich in seine Bestandteile auflöst. Wir haben aus meinem Modell in einer Dorfschmiede in Tunesien eine biegesteife Version gemacht, nachdem mir das Teil Beulen ins Dach gedrückt hat und hinten ca. 10 cm nach rechts und links schwankte.

Höherlegung

Vorab eins ganz klar: Eine wirkliche Höherlegung erreicht man nur mit größeren Rädern. Das beliebte Anheben der Karosse auf dem Rahmen sollte bestenfalls zur Schaffung von Platz im Radkasten für größere Räder dienen. Ansonsten bringen Karosseriehöherlegungen eher Ärger als Nutzen.

Ersatzwindschutzscheibe und Schmutzfänger

Leider bekommt man gerade beim Fahren im Rudel mit anderen Geländewagen schnell mal einen Treffer in die Windschutzscheibe. Mir ist bisher noch keine Scheibe völlig kaputt gegangen, man denke jedoch an die zum Glück immer selterner werdenden Kinder, welche Steine werfen. Es gibt bei den Ausrüstern eine Scheibenfolie, die auch bei höheren Geschindigkeiten halten soll. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst. Schmutzfänger an den Hinterrädern müßten nach meiner bescheidenen Meinung wirkungsvoll und gesetzlich vorgeschrieben sein. Es ist immer wieder ärgerlich, vor dem TÜV noch mal schnell eine neue Windschutzscheibe finanzieren zu müssen. Lassen Sie sich aber hier von Ihrem Versicherer beraten, eine Teilkasko kann schnell preiswerter sein, als eine neue Scheibe pro Jahr.

Reserveräder

Zwei Stück, wenn möglich mit Felge und ausreichend Luftdruck genügen zumeist vollkommen.

Zahnriemen, Keilriemen und diverse Filter

Wer in die Wüste will, sollte vor dem einmaligen Kauf pro KFZ-Lebenszeit nicht zurückschrecken. Die Teile nehmen keinen Platz weg und können immer im Wagen liegen. Bei turnusmäßigem Wechsel eines solchen Bauteiles verwendet man das Alte aus dem Wagen und legt ein Neues in die Reserve. So wird auch der Alterung des Materials, gerade bei Riemen, etwas Rechnung getragen.

Schweißgerät

Man muß ja nicht unbeding einen Notstromer und ein erwachsenes Schweißgerät mit in die Wüste nehmen. Es gibt bei diversen Anbietern auch Elektroden, welche an die Autobatterie angeschlossen werden. Zum schnellen Zusammenbrutzeln reichen diese allemal. Ansonsten hat fast jedes Dorf mit einem Laden auch irgendwo ein antikes Schweißgerät mit einem Künstler, welcher dieses bedienen kann.

Bekleidung

Für alle die wissen, daß es in Afrika schön warm ist. Wir haben zu Silvester 2000 unser Bierfaß mit ans Feuer genommen, damit es nicht ganz so kalt wird. Die Eisbomben, die wir Dank der Einladung unseres Freundes und Caterers Pit Frey in der Silvesternacht bekommen hatten, konnten unsere Kinder am nächsten Morgen essen, ohne das diese aufgetaut wären. Ich habe im Jahr 1995 auch schon ein lustiges Schneetreiben in Hammamet erlebt. Also, kurze Hosen sind schön - lange Hosen wichtig.

Fun und Spiele

Wir überführten einen alten russischen Lenkschlitten mit dicken Kufen, und hatten einen Höllenspaß, uns gegenseitig damit hinter einem KFZ über die Dünen zu ziehen. Natürlich tut es auch ein billiger Plasteschlitten, eine alte Motorhaube oder ein Snowboard. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, man sollte nur nicht unsere schönen Sandboards benutzen.

Heizung und gemütliche Abende

Wie schon erwähnt, es gibt in Nordafrika in den Wintermonaten öfter Minusgrade des Nachts. Zudem funktionieren dort Sonnenauf- und Sonnenuntergang verbunden mit den Temperaturstürzen ähnlich wie bei uns die Lichtschalter, nämlich schnell. Wer tagsüber an einer Oase hält, um einige vertrocknete Palmenwedel aufs Dach zu binden, hat aber am Abend auch ein schönes und vor allem wärmendes Lagerfeuer in der Wüste. Und Achtung, nicht alles was dort aussieht wie Holz, ist brennbar.

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